11.11.2022

Neue Impulse für die Pflege

Amerikanische Kolleginnen besuchen das Klinikum Lüneburg

Die meisten von Ihnen haben ein Studium absolviert, bekommen bei guten Leistungen auch mal einen „Award“ verliehen und bestimmen sehr viel mehr mit im Klinikalltag: Pflegekräfte werden in den USA innerhalb ihrer Krankenhäuser, aber auch von außen ganz anders wahrgenommen als in Deutschland. Das wissen auch Rocel Besa und Lisa Guinta aus New Jersey, die in dieser Woche das Klinikum Lüneburg besucht haben. Sie beraten als Partnerkrankenhaus im Rahmen der europaweiten Studie „Magnet4Europe“, an der das Klinikum als eines von drei Krankenhäusern in Niedersachsen teilnimmt.

„Wir haben uns bislang nur in Videokonferenzen oder in virtuellen Projekttreffen mit den 120 teilnehmenden Krankenhäusern gesehen. Aber schon das war sehr bereichernd und eindrucksvoll, weil wir alle das gleiche Ziel verfolgen“, berichtet Projektleiterin Katrin Müller-Dümke. Im Fokus stehe dabei, die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte zu verbessern, was sich wiederum positiv auf das Umfeld für die Patientinnen und Patienten auswirke. „Wir können in dem Projekt sehr viel von den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ländern, insbesondere den USA, lernen. Die Pflege ist dort schon sehr viel weiter entwickelt.“

Von links nach rechts: Rocel Besa, Leitende Oberärztin Dr. med. Maren Hartmann, Projektleiterin Katrin Müller-Dümke, Kinderkrankenschwester Xenia Obenaus und Lisa Guinta.

Der Besuch führte die beiden amerikanischen Kolleginnen in dieser Woche deshalb in fast alle Bereiche des Klinikums, um sich vor Ort ein Bild zu machen und mit den Lüneburger Pflegekräften ins Gespräch zu kommen. „Wir setzen in den USA sehr stark auf Teamarbeit, Ärzte und Pflegekräfte treffen gemeinsame Entscheidungen. Hierarchien, wie es sie traditionell in den deutschen Krankenhäusern gibt, sind bei uns nicht so wichtig“, sagt Lisa Guinta. Sie und ihre Kollegin sind stolz darauf, in der Pflege zu arbeiten. „Es ist ein wundervoller Beruf und wir möchten die Kolleginnen und Kollegen dazu ermutigen, sich das bewusst zu machen und das auch nach außen zu tragen“, so Rocel Besa. Nur so könne man dem Fachkräftemangel begegnen.

Die „Magnet4Europe“-Studie läuft noch bis Ende 2023. Grundlage ist das in den 1980er-Jahren entwickelte Magnet-Konzept, das eine motivierende Mitarbeiterführung und ein entsprechendes Empowerment vorsieht, damit die Mitarbeitenden selbst möglichst viel Verantwortung übernehmen können. Auch eine professionelle Pflegepraxis und die Umsetzung von Innovationen gehören dazu.

Um für die Zukunft konkrete Handlungsansätze zu entwickeln, gab es im Rahmen des Projektes eine Online-Befragung aller Mitarbeitenden des Klinikums. „Dabei kam heraus, dass wir bei der Aus- und Fortbildung schon sehr gut aufgestellt sind und dass das unseren Mitarbeitenden hier im Krankenhaus besonders wichtig ist“, sagt Pflegedirektor Michael Kossel. „Für die Zukunft geht es uns vor allem darum, das Arbeitsumfeld für alle diese gut ausgebildeten Leute noch weiter zu verbessern.“ Die Studie habe dafür einen sehr wichtigen Dialog innerhalb des Hauses in Gang gesetzt.