22.07.2014
Mehr als zwei Drittel der Niedersächsischen Kliniken in Finanznot
Klinikum Lüneburg solidarisiert sich mit betroffenen Häusern
Lüneburg, 22. Juli 2014 - „2/Drittel“, die gemeinsame Informationskampagne der Niedersächsischen Krankenhäuser zur dramatischen wirtschaftlichen Situation der meisten Kliniken, wird mit einer weiteren Aktionswoche fortgesetzt. Auch das Klinikum Lüneburg beteiligt sich und sammelt von 21. bis 25. Juli 2014 in der Eingangshalle des Hauptgebäudes, Bögelstraße 1, Unterschriften für eine faire Krankenhausfinanzierung. „78 Prozent der Krankenhäuser in Niedersachsen haben im ersten Quartal dieses Jahres ein Geschäftsergebnis erzielt, mit dem sie auf Dauer nicht überleben können. Knapp 70 Prozent der Häuser mussten bereits 2012 und 2013 existenzgefährdende Jahresergebnisse verkraften. Wenn die Reserven dieser Häuser aufgebraucht sind und die Krankenhausträger den auf Dauer defizitären Betrieb nicht mehr subventionieren können, gehen bald auch in vielen bedarfsnotwendigen Krankenhäusern die Lichter aus. Dann wird die stationäre Versorgung zukünftig nur noch in Ballungszentren sichergestellt werden können“, beschreibt Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums Lüneburg, den Ernst der Lage.
Er erklärt sich ausdrücklich solidarisch mit den Forderungen der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) nach einer fairen Krankenhausfinanzierung. Die Daten der NKG zur desolaten finanziellen Situation der Krankenhäuser (siehe Abbildung) werden auch durch den aktuellen Krankenhaus Rating Report 2014 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) bestätigt. Der RWI-Report zeigt, dass aufgrund der schlechten Finanzsituation der deutschen Krankenhäuser bis zum Jahr 2020 etwa 13 Prozent der Kliniken aus dem Markt ausscheiden werden. Neben der unzureichenden Finanzierung der medizinischen Leistungen stellt das RWI auch der Investitionsförderung der Bundesländer eine schlechte Note aus.
Bezogen auf Niedersachsen stellen sich die Werte noch dramatischer dar. „Seit Jahren bekommen Niedersächsische Krankenhäuser für die exakt gleiche Leistung weniger Geld als beispielsweise die Kliniken in Bremen und Hamburg. Darüber hinaus werden auch seit Jahren bundesweit die Budgetsteigerungen der Kliniken unterhalb der Tarif- und Sachkostensteigerungen gedeckelt, so dass de facto für die Behandlung pro Patient immer weniger Geld zur Verfügung steht. Gleichzeitig wird den Kliniken vorgeworfen, zu wenig in Qualität zu investieren. Hier sind die Verantwortlichen unehrlich“, erläutert Dr. Moormann. Er hofft, dass die aktuelle niedersachsenweite Aktionswoche der Kampagne „2/Drittel“ Politiker und Bevölkerung dafür sensibilisiert, dass die flächendeckende stationäre Versorgung nicht fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden darf.
Quelle:
Frühjahrsumfrage der NKG zur wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser