12.05.2014
Mediziner warnen: Krebsvorsorge bei Frauen auch im Alter wichtig
Dramatische Befunde bei älteren Patientinnen
Lüneburg, 12. Mai 2014 - „Es ist erschreckend, wie oft ältere Patientinnen mit weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen zu uns in die Frauenklinik kommen“, sagt Chefarzt Prof. Dr. med. Peter Dall, der auch das Brustzentrum und das Gynäkologische Krebszentrum des Klinikums Lüneburg leitet, „Das kann eigentlich nur dadurch erklärt werden, dass Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung nicht regelmäßig wahrgenommen werden.“ Gemeinsam mit Dr. med. Silke Westphalen und Dr. med. Sven Ahlf, beide niedergelassene Frauenärzte und im Berufsverband der Frauenärzte, Bezirksverband Nordostniedersachsen tätig, sowie Dr. med. Heinz Jarmatz, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen des Deutschen Hausärzteverbandes, will er auf diese Situation aufmerksam machen und wachrütteln.
Die Mediziner möchten weit verbreitete Irrtümer über Krebserkrankungen im Alter richtigstellen. „Viele glauben, dass im Alter nichts mehr passieren kann, aber das ist ganz eindeutig falsch“, erläutert Prof. Dall. Auch Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde, können noch an Unterleibskrebs erkranken. Wenn sie zum Zeitpunkt der Operation jünger als 60 Jahre sind, werden in der Regel die Eierstöcke nicht entfernt. Es bleibt also die Gefahr einer Eierstockkrebserkrankung. Viele Frauen wissen nicht, dass auch an den Schamlippen Krebs entstehen kann, sogenannte Vulvakarzinome. Diese sind im Frühstadium sehr gut behandelbar. Bei fortgeschrittener Erkrankung sind oft weitreichende Operationen nötig, die meist belastender sind als vergleichsweise kleinere Eingriffe bei einem Anfangsbefund. Dann müssen wiederherstellende, sogenannte rekonstruktive Operationstechniken angewandt werden.
Krebserkrankungen der Scheide (Vaginalkarzinome) sind nach wie vor selten. Wenn sie aber auftreten, ist durch die Nähe zu Blase und Darm häufig auch dort bereits Gewebe geschädigt. Je tiefer das Krebsgewebe eindringt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Lymphknotenmetastasen und umso schlechter sind die Heilungschancen.
Neben der Erniedrigung der Überlebensrate bedeutet das späte Erkennen einer Krebserkrankung auch immer noch zusätzliche Belastungen in der Behandlung. Beispielsweise ist bei fortgeschrittenen Stadien oft eine ergänzende Strahlentherapie nötig.
„Die Krebsfrüherkennung ist im Alter genauso wichtig wie in jüngeren Jahren“, bestätigen Dr. Westphalen und Dr. Ahlf, „Allerdings gehen viele ältere Frauen kaum noch zum Gynäkologen.“ Das bestätigt auch Dr. Jarmatz aus Sicht der Hausärzte: „Wenn wir ältere Patientinnen nach der letzten Krebsvorsorgeuntersuchung fragen, hören wir ganz oft die Antwort, dass das doch wohl nicht mehr nötig sei, da die letzte Regelblutung schon Jahre zurückliege. Hier ist mehr Aufklärung nötig, da sind wir einer Meinung mit den Frauenärzten.“
Gemeinsam mit dem Klinikum wollen die Ärzte öffentlichkeitswirksame Aktionen entwickeln, um nicht nur ältere Frauen und deren Angehörige, sondern auch niedergelassene Kollegen, Pflegeheime und ambulante Pflegedienste dafür zu sensibilisieren, wie wichtig regelmäßige Krebsfrüherkennung ist - in jedem Alter.